Es ist jetzt schon der dritte Tag in diesem wunderschoenen Land und der Drang sich mitzuteilen wollte nicht abflauen und weil im tagebuch immer nur Quatsch bei rauskommt...
>Vietnam-Blog< Wir sind am Sonntag nach drei Flugzeugen und fuenf Taxen endlich bei meiner Tante angekommen. Aber schon in Saigon bekam ich einen praegenden Vorgeschmack auf die naechsten 4 Wochen. Beim Verlassen des Flughafens erschlug mich die erdrueckende Hitze. Taxifahrer rannten auf uns zu um uns fuer eine Fahrt zu gewinnen. Auf dem Weg zum Busbahnhof erlebte ich ein interessante Mischung aus fassungslosem Entsetzen und haltloser Faszination. Die Fahrraeder wurden durch den rasanten Wirtschaftsaufschwung durch Motorroller ersetzt, die ganze Familien von A nach B bringen sollen. Ein heilloses Chaos herrscht auf den Strassen. Fahr oder stirb, wortwoertlich. Hier verlaesst man sich darauf, dass der andere ausweicht, wenn man langsamer faehrt oder anhaelt bringt man den Verkehr aus dem Konzept. Und mit einem Auto ist man eh verloren. Auf 100 Meter Strasse kommen etwa 100 Roller und ein halbes Auto. Und anstatt langsamer zu fahren oder auszuweichen, macht man auf sich aufmerksam, indem man hupt. Die ganze Zeit.Wenn man die Straße als Fußgänger überquert, gilt vor allem eines: Behalte einen berechenbaren Pfad und Tempo ein, sonst wirst du überfahren!
Ich frage mich wie Vietnam wohl mittlerweile auf meine Mutter wirkt. Es ist uebersaet mit Neonreklamen und man kann sich nicht des Eindrucks verwehren, dass alles voller Schilder ist, genau erklaerern kann ichs auch nicht. Aber das schoene ist, dass das alte Vietnam fast trotzig an seinem Ueberlebenswillen festhaelt. Zwischen den Fahrzeugen die mit 120 durch die Strasse rasen zieht ein alter Mann seelenruhig seinen Wagen mit Topfpflanzen hinter sich her.
Bei einem Zwischenstop an einer Tankstelle bzw. einem Supermarkt, so genau kann man das nicht festlegen, merke ich welche Rolle ich nun auf dieser Buehne einnehme. ICH bin hier die Protagonistin, das vergisst man als Tourist viel zu schnell. Ich werde auf Schritt und Tritt von hunderten neugierigen Augen verfolgt. Anfangs versucht man sich mit geringschaetziger Ablehnung zu wehren, mittlerweile habe ich aber verstanden, dass ein Laecheln viel mehr bringt. Manchmal scheint es mir als wuerrden die Menschen hier genau auf das warten. Ein wohlwollendes Laecheln aus dem Rest der Welt. Bis nach Can tho dauert es vier Stunden. Zwischendurch gab es Probleme, die meine Mutter gekonnt zu loesen wusste. Waehrend sie in Deutschland hoechstens als potenzielle ladendiebein registriert wird, ist sie hier ein Autoritaet. Mehr als eine blosse Touristin, mehr als ein blosser Vietnamese.
Wir erreichen die Dien Bien Phu gegen halb zwei uhr morgens. Ueber dem beginn der Strasse steht ein grosser Bogen, "Cho an lac", friedlicher Markt. Na ja. Ich glaube so etwas nennt man unlauterer Wettbewerb.
Die Begruessung bei meiner Tante hatte cih auch anders vorgestellt. Statt eines grossen Geschreis und Traenen wird es fuer selbstverstaendlich hingenommen, dass wir jetzt 4 bzw 12 Wochen hier wohnen. Es wird sich umarmt, ein bisschen gekichert, das Gepaeck reingetragen und sofort wird etwas zum Essen auf der Gasplatte heiss gemacht. Das Haus... hat sich komplett veraendert ueber die letzten 12 jahre. es ist richtig sauber., die Waende sind gestrichen, das Plumpsklo wurde durch zwei richtige Baeder ersetzt und die Kueche hat jetzt auch Waende. Ja und die ehemalige Pinkelstelle ist jetzt die Geschirrspuelstelle...naja
Nicht geaendert hat sich, dass hier immer mehr als 2 Personen wohnen. neben meiner Tante und ihrem Mann wohnt hier seit Jahrzehnten Ba bay (Grossmuetterchen), eine Familienfreundin, die vor allem meiner Mutter aber auch den anderen nach dem krieg die Flucht aus dem kommunistischen Vietnam ermoeglicht hatte. Sie lacht mich an und redet mit mir, ich verstehe sie nciht aber umarme sie herzlich. Ich kann mir denken, wovon sie spricht. Sie erinnert sich daran, wie klein ich gewesen bin und wie sie mich in einer grossen plastikschuessel gewaschen hat in welcher der Hund jetzt schlaeft. Traurig erklenne ich, dass ihr Rueckenleiden sich verschlimmert hat. Sie kann nur noch gebueckt, fast auf allen Vieren kriechend laufen, das hat sie von ihrem vater geerbt. Ansonsten wohnt noch Chi Mei hier, eine koerperlich und geistig etwas behinderte, die ebenfalls eine Familienfreundin ist und im Haushalt hilft. Meine tante ist stolze 51 jahre alt und sieht aus als waere sie hoechstens 30. Zum einen durch ihre zarte, von falten unberuehrte Haut, zum anderen ihre Gebaren, die an ein lebendiges Kind erinnern, aer im Verlauf der Reise stellle ich das bei vielen aelteren Leuten fest.
Es ist unangeneh, aber das Paar besteht daruf, dass wir alleine essen, waehrend sie zugucken und mit uns quatschen. Aber um halb drei sind wir endgueltig fertig und wollen nur noch ins Bett und unter die Moskitonetze.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen