JAY!...jay...

Gott sei Dank. Ich bin noch Streber...

Aber, was mich viel mehr beschäftigt: Ich werde bald 18. Ok, gestern, als der gemeine...allgemeine Türsteher des Fritzclubs mir meinen Personalausweis statt mit einem viel angemesseneren "Hier, bitte sehr" einfach nur knapp mit "nein" zurückgab, dachte ich schon für einen Moment, dass so ein Dokument, das mir meine Volljährigkeit bescheinigt, beziehungsweise einfach volljährig sein schon cool wäre. Aber nur ganz kurz!
Übrigens bin ich dann auf eine viel hippere Party mit Scheiß-Musik im Roten Salon gegangen. Aber immerhin, ich bin aktiv sozialistisch, links, äääh was war das? Damit wahrscheinlich auch rechts, wenn man aktuellen Nachrichten glauben will, so gibt es da mittlerweile eh kaum noch einen Unterschied.
However, erwachsen sein. Manch einer meint ja, dass man dieses Wort aus unserem Wortschatz verbannen sollte, da es eh keinen kognitiven Halt hat. Ok, das meint genau einer aus meinem Freundeskreis.

Scheiße ich werd 18?!

Ja, fiel mir gerade auf. Wow. Hm, endlich ungestraft hemmungs-, und sittenlosen Generationenübergreifenden (oh äh, wer liest denn das hier so?) Konsum! Dann noch gewissenlose Körperverstümmelung mit Sterling-Silber, Häkelnadeln und Tinte. Im Moment leben und für die Ewigkeit handeln. Das steht mir alles offen. Diejenige sein, die völlig selbstlos auf den Clubgang verzichtet, weil irgendjemand jüngeres nicht reinkommt. Na ja, dann könnt ich auch noch endlich endlich in versiffte Sex-Shops, in den mysteriösen Videothekenbereich in dem sicherlich ne fette Party abgeht, Geld verspielen und hey, selber Entschuldigungen schreiben. Mindestens eine Sache davon tu ich eh schon. Was noch? Kreditkartenzahlung, ohne Mama und Papa heiraten, Erwachsenenstrafrecht (na ja, wer weiß, vielleicht gilt für mich dann ab 2009 Rentnerstrafrecht, man muss den Terrorismus unter Schülern ja irgendwie fair bekämpfen, auch wenn das auf Kosten aller anderen Altersgruppen geht), und eventuell kann ich dann auch einen Staat gründen. Am besten in Russland, da werfen die mit neuen häßlichen Republiken geradezu um sich. Tja, so richtige Vorfreude will sich jetzt auch nicht wirklich einstellen. Alle soeben erwähnten Vorteile sind je nach Perspektive eher als Menetekel, die ein Ende einläuten, zu verstehen. Und genau darum geht es (eigentlich in diesem Post).


Ich wollte noch so viel erreichen. Vor meinem ersten symbolischen Tod. An dieser Stelle kurzes Sorry an alle Vollmündigen mit und ohne Torschlusspanik. Aber ja, meine Kindheit ist dann vorbei. Ich krich ja schon Angst. Leider bietet sich da Gelegenheit einmal inne zu halten, angesichts der rührenden Bedeutung dieses Momentes und wievel sich durch bloße das Verschwinden bzw Auftauchen einiger Flüssigkristalle verändert. Oh nein! Ich bin kein Kind mehr! Ehrlich gesagt, es geht mir um die Art und Weise, wie die Dinge die ich tue, aufgenommen werden. Sollte ich doch nochmal etwas außergewöhnliches tun, so ist es nicht mehr das junge Ding, das über ihre Fähigkeiten hinauswuchs und den Rahmen des Möglichen sprengte, sondern eben eine Jugendliche, die was tolles getan hat. Es ist einfach nicht mehr dasselbe. Mir ist klar, dass dies nicht unbedingt die Einstellung ist, die dem Erreichen von Zielen sonderlich fördernd entgegenwirkt. Trotzdem, ich wollte noch so viel erreichen. Ein Buch schreiben, nen Film produzieren, den Durchbruch mit meiner Band die ich nichtmal habe schaffen, n super Auftritt mit meiner Geige hinlegen...Geige spielen können, die Welt retten, etwas verändern, lauter kleine völlig nebensächliche Sachen. Ich hab mich seit jeher zu etwas Höherem berufen gefühlt, weiß gott woher diese Einstellung kommt. ich wollte immer schon etwas Großes vollbringen. Aber als Kind! Wahrscheinlich weil diese Träume auch in einem Kind herangereift sind. Und die Zeit wird knapp...

Vielleicht habe ich Glück, und ab dem 16. März wird das 21. Lebensjahr den Stellenwert dessen einnehmen, was die Zahl 18 für mich im Moment bedeutet. Aber nur vielleicht.
Dass ich mir so viele Gedanken darüber mache ist nicht besonders rühmlich. Es sagt natürlich viel über mich aus. Wobei ich glaube, dass diese Angst in vielen von uns sitzt. Beziehungsweise saß, bloß weniger ausgeprägt. Oder sie tritt kurz vor dem 30. auf. Aber etwas reifer, das heißt man hat seine Ansprüche an sich gesenkt. Na toll. Heißt das erwachsen sein? Vielen Dank.
Ich will einfach noch etwas mehr Zeit haben. Gebt mit meine verschwendete Jugend zurück. Klar, ich hab gelebt. Und wie. Aber ich will alles ausprobieren, auch wissen wie es ist, wenn ich für meine Träume arbeite, etwas tue, Zeit dafür opfere- und diese dann schließlich erreichen. Dafür ist es jetzt zu spät. Zumindest für die Leistung in dem Umfang, wie ich sie mir vorgestellt hatte und die Art und Weise wie diese wert geschätzt und aufgenommen würde von der Umwelt.
Ich werd wohl oder übel mal wieder versuchen, das Beste daraus zu machen. Eventuell schaffe ich es ja, mich von diesem selbst für mich offensichtlich verklärten Ideal zu trennen. Nicht nur, weil es eh überfällig wäre, sondern auch weil es mich daran gehindert hatte auf die nächste Stufe des Handelns aufzusteigen. nciht um Ehre und Ruhm zu erlangen, sondern der Sache wegen. Na ja nicht ganz, vorher erstmal für mich. Ersteres schafft man vielleicht kurz vorm Tod. Wer weiß; womöglich schaffe ich es ja. Und man sollte nicht außer Acht lassen, dass ich ja auch wachse. Geistlich, man köntne meinen, je älter ich werde, desto besser. Es hat eh keinen Sinn den alten Möglichkeiten, die nun passé sind nachzuhängen. Nac vorn blicken würd ick sagn.

Es wird höchste Zeit.